Vom 21.- 25.10.2019 fand in Frickingen die Theaterepoche des 1. Ausbildungsjahres Heilerziehungspflege statt.

Die 18 Kursteilnehmenden beschäftigten sich unter der Leitung von Beate Krützkamp und Philine Maid künstlerisch mit dem Thema „Autismus“. Es wurden Gedichte, Auszüge aus Romanen und Selbstzeugnisse verschiedener autistischer Autoren als Vorlage genutzt. Manche der Autoren können sich nur durch gestützte Kommunikation mittels der Tastatur des Computers oder einer Papptastatur verständigen, wie z.B. Birger Sellin oder Naoki Higashida.

7.3.1991

ich will kein inmich mehr sein

ich habe augen und kann sehen und deshalb habe ich schreckliche angst gehabt ich habe deshalb nichts mehr sagen wollen

ich hatte angst vor ende des weges und der gemenschseinheit zu ende

- „ich will kein inmich mehr sein - botschaften aus einem autistischem kerker“
Birger Sellin, erschienen 1993

Nach vier Probentagen wurde die einstündige Szenencollage in den Dorfgemeinschaften Lehenhof und Hermannsberg aufgeführt. Das Publikum am Lehenhof gab mehrmals Zwischenapplaus, vor allem nach den wunderbaren Sätzen aus dem Roman von Judith Vlisser, „Mein Leben als Sonntagskind“, erschienen 2019: „Den Führerschein habe ich nie geschafft. Aber zum Arzt bin ich gegangen, wenn auch erst ein paar Jahre später. Die Diagnose: Asperger-Syndrom. Eine Form von Autismus. Eine angeborene Störung der Informationsverarbeitung, die die Kommunikation erschwert und den Umgang mit anderen zum Problem machen kann. Ich vertiefte mich in das Thema und stieß auf Bücher voller Lösungen für Probleme aus meiner Kindheit. Nicht ich war anders, mein Gehirn war anders.“

Berührend sind auch die Rückmeldungen der Seminarteilnehmenden zur Theaterwoche:

• „Ich verstehe jetzt besser, wie ein Autist sich fühlt.“
• „Ich habe mich während der Präsentation so in die autistische Figur hineinversetzen können, dass mein Körper sogar anfing zu zittern.“
• „Du hast mich an die Grenze gebracht.“
• „Ich habe sehr viel aus dieser Woche für mich mitnehmen können.“
• „Wir sind uns als Seminarkurs viel näher gekommen und haben uns besser kennengelernt.“